Heinefeldsiedlung: Sperlingsweg
Baukategorie Wohn- und Heimbauten
Baustil 1904-1945 Heimatschutz, 1945-1960 Wiederaufbau
Beschreibung Arbeitslosigkeit und Wohnungsmangel waren in Düsseldorf nach dem ersten Weltkrieg enorm. Auf dem Heinefeld, ehemals Ländereien eines gleichnamigen Bauerns, später Exerzierplatz des 39er-Regiments und der französischen Besatzungsarmee, siedelten sich nach Abzug der Besatzungstruppen 1924 Wohnungslose an. Die wilde Siedlung wuchs stetig und wurde landesweit als die "Bannmeile Düsseldorfs" berühmt und berüchtigt. Es gab weder Strom noch Wasser, keine befestigten Straßen oder eine Kanalisation, die Wohnstätten waren einfachste Bretterbuden, Erdlöcher, Wohnwagen. 1933 lebten rund 1000-2000 Menschen in 300 bis 350 Wohnstätten. Der Düsseldorfer Maler Otto Pankok portraitierte von 1931 bis 1934 die erbärmlichen Zustände der Siedlung und konzentrierte sich in seinen Arbeiten auf die ebenfalls hinzugezogenen "Zigeuner", die er 1947 in einem gleichnamigen Buch veröffentlichte.

Die Stadt kümmerte sich jahrelang nicht um die untragbaren Zustände, erst ab 1931 reagierte sie auf den wachsenden Unmut der Lokalpresse und Bevölkerung über die zunehmende Kriminalität und die zu Infektionswellen führenden unhygienischen Bedingungen. Um ein weiteres Wachstum der illegalen Siedlung zu stoppen, plante sie ringsherum die vorstädtische Kleinsiedlung "Heinefeld", mit deren Bau 1933 begonnen wurde.
Die wilde Siedlung und ihre Bewohner wurden zunächst geduldet und an das neue Straßennetz angeschlossen.

Den Nationalsozialisten waren die wilde Siedlung und ihre Bewohner ein Dorn im Auge. In direkter Nachbarschaft wurde die größte Propagandaausstellung des dritten Reichs "Schaffendes Volk" im Jahr 1937 geplant, das Umfeld musste "gesäubert" werden. Die wilde Siedlung wurde ab 1935 geräumt und abgerissen, ihre Bewohner wurden "erbbiologisch" untersucht und vor allem die Sinti und Roma zunächst in ein Arbeitslager am Höherweg kaserniert und später in die Vernichtungslager deportiert.

Der Bombenkrieg führte zu erheblichen Zerstörungen Düsseldorfs. Russische Kriegsgefangene errichteten auf dem Heinefeld 18 große Holzbaracken zur Unterbringung der Obdachlosen, von denen 2 weit über das Kriegsende hinaus bis zum Jahr 1958 am Schwalben- und Dohlenweg standen.

Nach dem Krieg begann der Ausbau der Siedlung. Zur Unterbringung der vielen Kriegsvertriebenen und Bombengeschädigten wurden die ehemals großen Eigenversorgungsgrundstücke neu parzelliert und die Bebauung verdichtet. Auch wurden die Kanalisation und Stromversorgung ausgebaut, die Straßen asphaltiert.

Mit wachsendem Wohlstand wurden die eher klein bemessenen Siedlungshäuser in der Folgezeit durch Um- und Anbauten häufig in Eigenregie vergrößert.

Ab 1982 erfolgte eine weitere Bebauungsverdichtung der Siedlung. Den Siedlern wurde angeboten, die Hälfte ihrer bislang gepachteten Grundstücke zu einem sehr günstigen Preis zu kaufen und die andere Hälfte an "Neusiedler" zu verkaufen. Diese Verdichtung lief recht harmonisch, da viele Neusiedler Kinder oder zumindest Verwandte der Altsiedler waren.

Heute stellt die gutbürgerliche Siedlung aufgrund ihrer Innenstadtnähe und guten Verkehrsanbindung eine begehrte Wohnlage mittleren Standards dar.

In der etwas älteren benachbarten Siedlung "Am Roten Haus" wuchs ich auf, eine detaillierte Beschreibung und Fotos aus den 1990er Jahren findet man unter: http://kayroehlen.net/siedeln-tut-not/

Der nördliche Teil der Siedlung wird bis heute zur Hälfte mit Gaslaternen des Typs Aufsatzleuchte aus den 1920er Jahren beleuchtet.
Stadtteil Unterrath
Aufnahmeort Sperlingsweg, Starenweg
Aufnahmezeitpunkt 31.03.2007 17:32 h