Jan-Wellem-Platz
Baukategorie Bauten für Kultur, Öffentliche und private Verwaltung, Verkehrsbauten
Baustil 1920-1960 Neue Sachlichkeit/Bauhaus/Internationaler Stil, 1945-jetzt Moderne, 1945-1975 Nachkriegsmoderne
Beschreibung Das Zentrum der Düsseldorfer Nachkriegsmoderne befand sich in der Stadtmitte südlich des Hofgartens. Hier entstanden in den 1950er und 1960er Jahren 3 bemerkenswerte Bauwerke, die Düsseldorfs öffentliches Bild als moderne, zukunftsorientierte Stadt maßgeblich prägten:

Hochstraße "Tausendfüßler" 1962, Baudezernent Friedrich Tamms
Die Hochstraße war ein wichtiges Element in Friedrich Tamms Umstrukturierung Düsseldorfs zur autogerechten Stadt. Der aus Norden über die Kaiserstraße einfließende Verkehr wurde über die gegabelte Hochstraße östlich in Richtung Hauptbahnhof und südlich auf die Berliner Allee geführt. Die aufgrund ihrer filigranen und eleganten Stahlbetonkonstruktion unter Denkmalschutz stehende Hochstraße musste 2013 der Neubebauung des Jan-Wellem-Platzes und einer geänderten Verkehrsführung weichen. Der Abriss stieß in der Düsseldorfer Bevölkerung auf erheblichen, aber leider zwecklosen Widerstand. Einen Tag vor dem Abriss durften sich die Düsseldorfer mit einem Trauermarsch über die Hochstraße von ihr verabschieden. Selbstverständlich nahm ich daran teil und legte als Zeichen meiner Trauer einen Kranz auf dem Tausendfüßler nieder.

ganz links:
Thyssen-Krupp-Hochhaus "Dreischeibenhaus" 1957-1960, Hentrich, Petschnigg und Partner HPP
Hentrich schuf mit dem Dreischeibenhaus für das Phoenix-Unternehmen (später Thyssen) Düsseldorfs bedeutendstes Bauwerk der Nachkriegsmoderne. Bis 2007 saß hier die Thyssen- (später Thyssen-Krupp) Verwaltung, nach der Modernisierung 2015 durch HPP Nutzung der Büroräume durch verschiedene Unternehmen.

weißes Gebäude dahinter:
Schauspielhaus 1970, Bernhard Pfau
Pfau setzte mit seinem organisch geschwungenen Schauspielhaus einen architektonischen Kontrapunkt zum benachbarten sachlich strengen Dreischeibenhaus von Hentrich.

Bereits beim Düsseldorfer Architektenstreit in den 1950er Jahren standen sich die beiden Architekten auf ästhetisch-fachlicher Ebene gegenüber: Hentrich (damals noch) als Vertreter eines konservativ neoklassizistischen Architekturstils, der vom Leiter des Stadtplanungsamts Friedrich Tamms -ehemaliger Mitarbeiter Albert Speers- gestützt wurde, Pfau als moderner Architekt, der mit den überkommenen Bautraditionen des dritten Reichs brechen wollte. Pfau schloss sich mit 9 anderen Architekten zum Düsseldorfer Architektenring zusammen und opponierte gegen die Bau- und Personalpolitik Friedrich Tamms, der im Stadtplanungsamt etliche Schlüsselpositionen mit ehemaligen Arbeitskollegen aus dem dritten Reich besetzte und auch bei öffentlichen Bauaufträgen befreundete Architekten aus dieser Zeit bevorzugte.
Die Macht der alten Seilschaften überwog: Trotz heftiger Kritik gewichtiger Verbände wie z.B. dem Bund Deutscher Architekten BDA oder dem Werkbund setzte Tamms seine Klüngelpolitik fort. Es dauerte noch etliche Jahre, bis die Moderne Einzug in die Düsseldorfer Baupolitik fand.
Bernhard Pfau und seine Mitstreiter wurden in dieser Zeit bei der Vergabe öffentlicher Aufträge durch die Stadt Düsseldorf stets übergangen.

Der Spottvers aus einem Spiegelartikel des Jahres 1952 beschreibt die Situation treffend:

"Aller Anfang ist der Ziegel
Und dann später der Zement,
Aber nichts hält so zusammen
Wie ’ne Clique, die sich kennt."

Rasterfassade dahinter:
Metropolitan 2002, Döring, Dahmen, Joeressen

rechts daneben:
Zapp-Haus 1941, Karl Wach
Der ehemalige Sitz der Zapp Stahlhandelsgesellschaft wurde später zur C&A Zentrale.
Das Gebäude im Stil des neuen Bauens wurde 2008 abgerissen.
Stadtteil Stadtmitte
Aufnahmeort Jan-Wellem-Platz
Aufnahmezeitpunkt 07.01.2007 15:54 h
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