Siedlung Am Roten Haus: Uhlenweg
Baukategorie Wohn- und Heimbauten
Baustil 1904-1945 Heimatschutz, 1945-1960 Wiederaufbau, 1945-jetzt Moderne
Beschreibung In der Weimarer Republik herrschte akuter Wohnungsmangel in Düsseldorf und vielen anderen Städten. Die Bevölkerung wuchs bereits seit mehreren Jahren stetig, von 367.000 1916 auf das Vorkriegsmaximum von 542.000 1940. Die Stadt- und Länderkassen waren leer, es gab kaum öffentlichen Wohnungsbau. Wilde Siedlungen installierten sich auf stadtnahem und ungenutztem Gelände, so wie die reichsweit berühmt-berüchtigte Heinefeldsiedlung auf einem ehemaligen Exerzierplatz. Ungeplant, kein Wasser und Strom, keine befestigten Straßen, die Bewohner Randgruppen der Gesellschaft, Mittellose, Verbrecher, Zigeuner. Den rauhen Charme dieser Siedlung und ihrer Bewohner hielt ein Maler der Düsseldorfer Kunstakademie Otto Pankok in eindringlichen Bildern fest.
Das öffentliche Bild der Heinefeld-Siedlung war entsprechend und diente als Negativbeispiel für die ungenügende Wohnungspolitik Düsseldorfs. Öffentliches Geld war kaum vorhanden, die Stadt verfügte lediglich über Land und knappes Baumaterial. Die zahllosen Wohnungssuchenden hatten handwerkliche Kenntnisse und Arbeitskraft anzubieten. In einem Joint-Venture zwischen Stadt und Wohnungssuchenden stellte Düsseldorf bebaubares Land westlich der Heinefeld-Siedlung zur Verfügung und schloss das Gelände an das Wasser-, Strom- und Straßennetz an.
Architekten des Stadtbauamts entwarfen einfache Häuser, die vornehmlich in Eigenleistung von den zukünftigen Bewohnern -zunächst hauptsächlich Handwerker- aufgebaut wurden. Das Baumaterial wurde zum größten Teil von der Stadt gestellt, ein ehemaliges Fabrikgebäude der benachbarten Rheinmetall-Werke diente als Steinbruch für Ziegel. Die weitläufigen Eigenversorgungsgrundstücke wurden zu niedrigen Konditionen an die Siedler verpachtet. In den Jahren 1932 bis 1935 entstanden rund 70 Häuser.

Zu den Handwerkern der ersten Bewohnergeneration gesellten sich Beamte, Architekten und Künstler der nahe gelegenen neuen Kunstakademie und führten zu einer vielseitigen und angenehmen Durchmischung der Bewohnerstruktur.
In den 50ern und 60ern wurde die Siedlung durch eine teilweise Neuparzellierung der sehr großen Eigenversorgungsgrundstücke verdichtet und um neue, großzügigere Häuser mit wesentlich kleineren Ziergärten ergänzt. Die alten Häuser mit ihrer kleinen Wohnfläche wurden stetig unter weitestgehender Nichtbeachtung der Bauvorschriften in Eigenregie umgebaut und erweitert.

Seit der Jahrtausendwende verändert sich das ursprüngliche Bild der Siedlung rasant. Die Wohngegend ist aufgrund ihrer verkehrsgünstigen innenstadtnahen und zugleich grünen Lage sehr begehrt. Viele der Erstsiedler sind gestorben, die neuen Eigentümer machen Tabula rasa, reißen die Ursprungsbebauung ab und ersetzen sie durch moderne Eigenheime. Auch die Stadt investiert: befestigte Bürgersteige, neue Straßenlaternen, die oberirdische Elektrifizierung wurde verbuddelt.

Weitere Infos und Fotos aus den 1990er Jahren unter http://kayroehlen.net/siedeln-tut-not/
Stadtteil Stockum
Aufnahmeort Deikerstraße, Am Roten Haus, Uhlenweg
Aufnahmezeitpunkt 28.03.2007 18:00 h